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1 Überblick
1.1 Einführung
Der GS1 EANCOM®-Standard ist ein Subset (Untermenge) von ausgewählten UN/EDIFACT-Nachrichtentypen und basiert auf dem UN/EDIFACT Directory D.01B, Syntaxversion 3, das von UN/CEFACT im Jahr 2001 veröffentlicht worden ist. Es enthält nur Muss-Bestandteile und solche, die für die GS1 Anwender relevant sind.

Das vorliegende Dokument ist das Handbuch für die EANCOM® 2002 Syntax-Version 3. Es ist eine Implementierungsrichtlinie, die detaillierte Beschreibungen zum Gebrauch der Nachrichten und ihrer Komponenten sowie Beispiele enthält, um den elektronischen Austausch zwischen Applikationen der Handelspartner zu unterstützen.

Dieses Handbuch wurde von GS1 entwickelt und ist integraler Bestandteil der GS1-Anwendungsempfehlungen für die gesamte Lieferkette. In diesem Zusammenhang sollte das EANCOM®-Handbuch in Verbindung mit den Handbüchern zu GTIN/GLN sowie GS1-128 gelesen werden, in denen die GS1-Nummerierungs- und Barcodestandards beschrieben sind.

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass EANCOM®, Syntaxversion 3 und 4, Ausgabe 2002, die EANCOM® Ausgabe 1997, Syntaxversion 3, basierend auf dem UN/EDIFACT Directory D.96A ersetzt. Daher wird EANCOM®, Syntaxversion 3 und 4, Ausgabe 2002 mit der Veröffentlichung dieses Handbuches der aktuell gültige EANCOM®-Standard.

Hinsichtlich zukünftiger Pflege des Standards und der Einarbeitung von neuen Anforderungen der Nutzer, werden Änderungsanträge (Work Requests) nur bezüglich des aktuellen EANCOM®-Standards (EANCOM® 2002, Syntaxversion 3 und 4) bearbeitet.

1.2 Das GS1-System
Das GS1-System ist ein integriertes System globaler Standards, welches die genaue Identifikation und Informationskommunikation bezüglich Produkte, Transporteinheiten, Dienstleistungen und Standorten anbietet. 

Es ist das weltweit am häufigsten implementierte System in die Lieferkette. 

Es ist das Fundament von weit gespannten Effizienz-bildenden Anwendungen und Lösungen in der Supply Chain.

Das GS1-System wird von GS1 zusammen mit den nationalen GS1-Gesellschaften (GS1 Germany) unter Nutzung des Global Standards Management Process (GSMP) entwickelt und verwaltet.

1.3 Die GS1-Standards
Die globalen GS1-Standards beinhalten:
- Standardidentifikation von Handelseinheiten (Waren- und Dienstleistungen), logistischen Einheiten, Lokationen und Transportmitteln sowie anderen speziellen Applikationen.
- Standarddatenträger, die die automatische und sichere Erfassung der genormten Idente erlauben.
- Globale Standards für elektronischen Geschäftsdatenaustausch EANCOM und GS1 XML, die eine schnelle, effiziente und genaue automatische, elektronische Übermittlung vereinbarter Geschäftsdaten zwischen Handelspartnern erlauben.
- Das Global Data Synchronisation Network (GDSN) ist ein automatisiertes, standardbasiertes, globales Umfeld, welches sichere und regelmäßige Datensynchronisation ermöglicht und dabei allen Partnern erlaubt, konsistente Artikeldaten in ihren Systemen zur gleichen Zeit zu haben.
- GS1 EPC Global® ist ein Set von Standards, die RFID -Technologie (Radio Frequenz Identifikation), existierende Kommunikations-Netzwerkstrukturen und den Elektronischen Produkt Code EPC (eine Nummer zur eindeutigen Identifikation eines Produkts) kombiniert, um eine direkte und automatische Identifikation und Verfolgung eines Produkts durch die gesamte globale Supply Chain zu ermöglichen und damit zur Verbesserung der Effizienz und Übersichtlichkeit der Supply Chain führt.

Weitere globale GS1-Standards:
- Standardstrichcodeformate, die die automatische und sichere Erfassung der genormten Idente erlauben.
- Standardzusatzcodes zur strichcodierten Darstellung variabler Daten zusätzlich zu den strichcodierten Identen.
- Standardformate für den Geschäftsdatenaustausch von Computer zu Computer im Handels-, Transport- und Finanzbereich.
1.3.1 GS1 EDI Standards
Der Begriff GS1 EDI Standards steht für elektronische Kommunikation durch Anwendung von Standard-Geschäftsnachrichten.

Electronic Data Interchange (EDI) steht für den elektronischen Austausch strukturierter Daten entsprechend vereinbarter Nachrichtenstandards.

GS1 hat aktuell drei Sets an GS1 EDI Standards:
- GS1 EANCOM®
- GS1 XML
- GS1 UN/CEFACT XML
Alle drei Standards sind parallel bei verschiedenen Anwendern implementiert. Obwohl GS1 XML eine jüngere Technologie ist als EANCOM®, hat letzterer eine große und ständig wachsende Anzahl von Anwendern. UN/CEFACT XML ist ein GS1-Profil (Subset) des UN-XML-Standards und ist hauptsächlich für Benutzer gedacht, die Daten mit Regierungsorganisationen austauschen.

GS1 wird alle drei Syntaxen weiterhin unterstützen, solange es notwendig ist. Alle Neuentwicklungen (z. B. Nachrichten für neue GS1-Sektoren) werden jedoch nur in GS1 XML getätigt. Neue EANCOM®-Entwicklungen in neuen Arbeitsgebieten werden nur durchgeführt, wenn es einen begründeten Geschäftsbedarf gibt.

Die existierenden EANCOM®-Nachrichten werden auf Basis der Anwenderbedürfnisse unterstützt und weiterentwickelt.

1.3.2 GS1 Identifikationsschlüssel
Derzeit gibt es 11 GS1 Identifikationsschlüssel zur Unterstützung der Identifikation von Gütern, Dienstleistungen, Lokationen, logistischen Einheiten, Transportverpackungen, Sendungen, Lieferungen, usw. Mit der Basisnummer der GLN, welche von GS1 dem Anwender zugeteilt wird, kann dieser jeden Identifikationsschlüssel erstellen.

Der EDI-Standard EANCOM® der GS1 ist das Ergebnis der Entwicklungen der GS1-Mitgliedsorganisationen. 1987 beschloss die GS1-Generalversammlung, dass ein internationaler EDI-Standard auf Basis von und voll kompatibel mit UN/EDIFACT entwickelt werden sollte. EANCOM®, der internationale EDI-Standard von GS1, existiert seit 1990. EANCOM® 2002, Syntaxversion 3 und 4 bildet den neuen, allgemein gültigen EANCOM®-Standard.
- Globale Lokationsnummer (GLN)
Die GLN identifiziert Lokationen: physische Lokationen und funktionale Einheiten wo immer der Bedarf ist, vor-definierte Informationen zu finden, um die Effizienz der Kommunikation in der Lieferkette zu verbessern.
- Globale Artikelidentnummer (GTIN)
Die GTIN identifiziert Handelseinheiten: Produkte oder Dienstleistungen, die mit einem Preis versehen, bestellt, oder berechnet werden können an jedem Punkt in jeder Lieferkette.
- Nummer der Versandeinheit (NVE (SSCC))
Die NVE (SSCC), auch Serial Shipping Container Code, identifiziert logistische Einheiten: Produkte in jeglicher Zusammenstellung, die gebildet wurden für Transport und/oder Lagerung, die durch die Lieferlette geleitet werden müssen.
-Globale Identnummer für Sendungen (GINC)
Die GINC identifiziert Sendungen: logische Gruppierung von Gütern (ein oder mehrere physische Einheiten), die von einem Frachtführer oder Spediteur als Ganzes von einem Versender (Absender) zu einem Empfänger transportiert werden sollen.
-Globale Individuelle Anlagegut-Identnummer (GIAI)
Die GIAI, Global Individual Asset Identifier, identifiziert individuelle Anlagegüter wie einen Computer, einen Schreibtisch oder ein Bauteil eines Flugzeugs, z.B. um den Lebenszyklus aufzuzeichnen.
-Globale MTV-Identnummer (GRAI)
Die GRAI, Global Returnable Asset Identifier, identifiziert wieder verwendbare Verpackungen oder Transportmittel, die als Anlagegut angesehen werden. Sie wird zur Ermöglichung der Rückverfolgung genutzt, ebenso wie zur Aufzeichnung aller relevanter Daten in Bezug auf das Transportmittel.
-Globale Lieferungsidentnummer (GSIN)
Die GSIN, Global Shipment Identification Number, identifiziert Sendungen: Eine Gruppe logistischer Einheiten, die eine Lieferung von Waren eines Verkäufers an einen Käufer zusammenfasst und auf eine Liefermeldung und/oder einen Frachtbrief referenziert.
-Globale Service-Relationsnummer (GSRN)
Die GSRN, Global Service Relation Number, identifiziert den Empfänger von Dienstleistungen im Zusammenhang mit einem Dienstverhältnis. Sie wird genutzt, um Zugang zu einer Datenbank zum Aufzeichnen von wiederkehrenden Dienstleistungen zu ermöglichen.
-Globale Dokumententyp-Identnummer (GDTI)
Die GDTI, Global Document Type Identifier, identifiziert einen Dokumententyp kombiniert mit einer optionalen Seriennummer und wird verwendet als Zugang zu Datenbankinformationen, die zur Dokumentenkontrolle benötigt werden.
Weitere Informationen über die Verwendung von GS1 Identifikationsschlüsseln finden Sie im Dokument Use of GS1 keys in GS1 EDI messages Guideline.
www.gs1.org/sites/default/files/docs/EDI/GS1_ID_Keys_in_EDI_messages_Guideline.pdf


1.3.3 Datenträger
GS1 hat ein ganzes Portfolio von Datenträgern - Medien, die GS1 Identifikationsschlüssel und Attributdaten in ein maschinenlesbares Format verschlüsseln können:
- EAN/UPC
Die EAN/UPC Strichcode-Familie, die die weitverbreitetste Anwendung der GS1 Datenträger darstellen. Sie werden genutzt, um am Point of Sale oder in logistischen Applikationen Handelseinheiten zu scannen.
- ITF-14
ITF-14 (Interleaved 2-of-5) Strichcodes nehmen nur solche Identitätsnummern auf, von denen erwartet wird, dass sie nicht den Point of Sale passieren.
- GS1-128
Der GS1-128 Strichcode ist ein Teil der Barcodesymbologie Code-128. Seine Verwendung ist exclusiv für GS1 lizensiert. Diese extrem flexible Symbologie kann alle GS1 Schlüssel und Attribute aufnehmen, aber sie kann nicht genutzt werden, um Waren am Point of Sale zu identifizieren.
- GS1 DataBar
Die GS1 DataBar ist eine Familie von Strichcodes, die am Point of Sale gescannt werden kann. Sie sind kleiner als EAN/UPC und können zusätzliche Informationen wie Seriennummern, Chargennummern oder Verfallsdaten aufnehmen.
- Composite Bar Code
Composite Bar Codes integrieren sowohl lineare GS1 Symbole als auch 2D Composite Component als eine einzige Symbologie. Sie sind freigegeben für spezielle Applikationen im Gesundheitswesen.
- GS1 DataMatrix
GS1 DataMatrix ist ein "2D Matrix" Symbol und wird zunehmend das Symbol der Wahl im Gesundheitswesen. Weil der GS1 DataMatrix Kamera-basierte Scanner benötigt, ist er derzeit für Teile im Gesundheitswesen und für direkte Teilemarkierung sowie "Extended Packaging" Applikationen spezifiziert, nicht aber für das Auslesen am Point of Sale.
- GS1 QR Code
Der GS1 QR Code ist ein "2D Matrix" Symbol und ist freigegeben für "Extended Packaging" Applikationen, die in Mobiltelefonen für Scanning genutzt werden.
- EPC/RFID Tags
EPC/RFID Tags verwenden die Radio-Frequenz Informations-Technologie zur Codierung von GS1 Schlüsseln im GS1 Electronic Product Code (EPC). RFID arbeitet mit einem Microchip, der die relevanten Daten (inclusive EPC) speichert und die Daten mittels elektromagnetischer Wellen an eine Leseantenne zurücksendet. Weil diese Wellen feste Materialen durchdringen können, kann der Chip mit Klebestreifen oder durch Anbringung direkt an der Innenseite der Verpackung oder des Produkts geschützt werden.

Weitere Informationen über GS1 Datenträger und GS1 Identifikationsschlüssel finden sich in den General Specifications - dem Basisdokument, welches beschreibt, wie diese Standards benutzt werden sollten, damit sie dem GS1 System entsprechen.

1.3.4 GS1 Global Data Synchronisation Network (GDSN)
Die Global Data Synchronisation erlaubt den Austausch von Stammdaten auf automatische Weise.

Stammdaten sind feste Attribute von Produkten und Firmen, die sich nie (oder kaum) ändern. Sie müssen zwischen Geschäftspartnern ausgetauscht werden, bevor Bewegungsnachrichten wie Bestellung, Lieferavis oder Rechnung ausgetauscht werden. In diesen Bewegungsnachrichten werden sie durch die GS1 Identifikationsschlüssel referenziert. Die zugehörigen Stammdaten finden sich in den Datenbanken der Firmen mit Hilfe dieser Identifikationsschlüssel.

Die Stammdaten können direkt zwischen Handelspartnern ausgetauscht werden, aber der effizientere Weg besteht darin, das Global Data Synchronisation Network zu nutzen, welches umfasst:
- Zertifizierte Data Pools
Zertifizierte Data Pools - vollständig kompatible, elektronische Kataloge mit standardisierten Stammdaten, die Vertraulichkeit und Vollständigkeit der Anwenderinformationen sicher stellen.
- GS1 Global Registry
GS1 Global Registry - agiert als "Informationsverzeichnis" zur Identifikation, wo im Netzwerk Informationen verfügbar sind und stellt die Eindeutigkeit registrierter Artikel und Unternehmen sicher.
Anwender (z.B. Hersteller) können ihre Stammdaten in einem der Datenpools veröffentlichen und ihre Handelspartner (Händler) können ein Abonnement abschließen, um immer Kenntnis zu erhalten, wenn sich ein Attribut ändert oder eine neue Produktbeschreibung veröffentlicht wird. Die Datenpools kontaktieren die Global Registry, um zu prüfen, wo die Information gespeichert ist und synchronisieren diese direkt mit dem anfragenden Pool. Der entsprechende Auszug an Daten wird dann dem anfragenden Anwender zugesandt.

Diese Infrastruktur-unterstützenden Standards stellen sicher, dass alle teilnehmenden Handelspartner Zugriff auf hoch aktuelle Stammdaten haben, die für sie relevant sind.

1.4 Besonderheiten der Syntax Version 4
1.4.1 Notwendigkeit (nur Syntax 4)
EANCOM® 2002 wird als zusätzliche Syntax Version 4 auf Basis der UN/EDIFACT Syntax Regeln Veröffentlicht. Die neuen Merkmale, die im aktuellen Release verwendet werden, sind im folgenden Abschnitt zusammen gefasst.
1.4.2 Syntax Regeln (nur Syntax 4)
Folgende Zusätze sind in Syntax 4 enthalten, die in Syntax 3 nicht verfügbar sind:
- Der Umfang der Zeichensätze wurde erweitert um G bis K, X und Y.
- Mehrfache Wiederholung einzelner Gruppendatenelemente wird erlaubt. Um diese Möglichkeit umzusetzen, wurde ein neues Service-Zeichen ‘*’ eingeführt. Diese neue Möglichkeit wird nur für die KEYMAN Nachricht im Segment USA zur Wiederholung des Gruppendatenelements S503 verwendet.
- Im UNA Segment wird Position UNA5 als Wiederholungs-Trennzeichen ‘*’ verwendet.
- Ein einziges Set von Standard Servicezeichen wurde definiert, unabhängig vom Zeichensatz.
- Im UNB Segment wurde das Format des Datenelements 0017 auf ‘n8’ erweitert, um den Jahr-2000 Anforderungen gerecht zu werden.
- Im UNG Segment wurde das Format des Datenelements 0017 auf ‘n8’ erweitert, um den Jahr-2000 Anforderungen gerecht zu werden. Zusätzlich wurde der Status aller freistehenden Datenelemente und Gruppendatenelemente –mit Ausnahme von DE 0048- auf “Kann” gesetzt.
- Im UNH Segment ermöglicht das neue Datenelement 0110 die Angabe einer Versionsnummer der verwendeten Codeliste.
- Die UGH/UGT Anti-Kollision Segmentgruppe wurde hinzugefügt. Sie kann in einer UN/EDIFACT Nachricht verwendet werden, wenn die Identifikation jedes Nachrichtensegmentes beim Empfang nicht eindeutig sichergestellt werden kann.
- Die CONTRL Service Nachricht, früher entwickelt und veröffentlicht als separates Dokument, ist nun Bestandteil der Syntax Regeln.
1.4.3 D.01B Nachrichten, die spezielle Syntax 4 Möglichkeiten nutzen (nur Syntax 4)
In der PAYDUC wird die UGH/UGT Segmentgruppen Anti-Kollision Technik genutzt. Daher müssen für PAYDUC die Syntax 4 Regeln genutzt werden.
1.4.4 Sicherheitsregeln und Nachrichten (nur Syntax 4)
Zwei neue Service-Nachrichten wurden hinzugefügt: AUTACK gilt für Sicherheits-Services (digitale Signatur) anderer UN/EDIFACT Strukturen und KEYMAN, welche die Fähigkeit hat, Sicherheitsschlüssel und Zertifikate zu handhaben.

1.5. Perspektive für Anwender (nur Syntax 4)
Aus Sicht der Anwender können 4 Gründe für die Implementierung von EANCOM® 2002, Syntax Version 4, in Betracht gezogen werden:
- Weitreichende Abdeckung aller geschriebenen Sprachen der Welt,
- Die Gehaltsabzugsavis-Nachricht (PAYDUC),
- Explizite Identifikation der verwendeten EANCOM® Codeliste,
- Digitale Signatur.