1. ÜBERBLICK

1.1  Einführung

Dieses Dokument ist das von der Internationalen Artikelnumerierungsvereinigung EAN entwickelte EDI (Electronic Data Interchange / Elektronischer Datenaustausch)-Standard-Handbuch. Es ist eine Anwendungsrichtlinie des EDIFACT-Standards (Electronic Data Interchange For Administration, Commerce and Transport / Elektronischer Datenaustausch für Verwaltung, Handel und Transport), der unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen entwickelt wurde.

Das EANCOM-Handbuch sollte in Verbindung mit dem Handbuch "Die Internationale Artikelnumerierung", das die EAN-Numerierungs- und Barcodestandards beschreibt, gelesen werden. Die EAN-Numerierungsorganisationen veröffentlichen Spezifikations-Handbücher, die an die nationalen Anforderungen angepaßt sind und auf den allgemeinen EAN-Empfehlungen basieren. Das aktuelle Verzeichnis der EAN-Numerierungsorganisationen ist im Anhang angeführt.

Dieses Dokument ersetzt das EANCOM-Handbuch vom 31. März 1994 und enthält 42 EDI-Standard-Nachrichtentypen. Alle akzeptierten Change Requests basierend auf dem EANCOM '94-Handbuch sind in die existierenden Nachrichtentypen eingepflegt worden. Die Dokumenation wurde durch Hinzufügen weiterer aussagefähiger Beispiele, Erweiterung der restriktiven Codewerte und weiterer Erläuterungen bezüglich des Gebrauchs von Codes, Datenelementen, Segmenten und Nachrichtentypen verbessert.

Entsprechend den EAN-Regelungen (siehe Kapitel 3.2.) sollte die neue Version des EANCOM-Handbuchs von den Anwenderfirmen innerhalb eines Jahres nach Veröffentlichung implementiert werden.

Die EANCOM-Version aus 1997 wird für mindestens 2 Jahre stabil gehalten.

1.2  EAN International

1977 gründeten Repräsentanten von Herstellern und Händlern aus zwölf europäischen Ländern die Europäische Artikelnumerierungsvereinigung (EAN). Als sich auch Mitglieder von außereuropäischen Ländern anschlossen, wurde der Name in Internationale Artikelnumerierungsvereinigung, EAN, geändert. Die Abkürzung EAN wurde beibehalten, um das Numerierungs- und Auszeichnungssystem zu identifizieren.

Zur Zeit sind etwa 350.000 Unternehmen weltweit am EAN-System durch ein internationales Netzwerk von 78 Numerierungsorganisationen, die 84 Länder aller Kontinente repräsentieren, beteiligt. Die EAN International ist eine völlig unabhängige Organisation.

Mit dem Uniform Code Council (UCC) wurde ein formelles Abkommen über Zusammenarbeit vereinbart. UCC arbeitet equivalent zur EAN International in USA und Kanada und hat zur Zeit ca. 200.000 Mitglieder.

Auf Basis dieses Kooperationsabkommens betreiben EAN International und UCC eine Reihe gemeinsamer Arbeitsgremien. Ein wichtiges Beispiel für ein solches Komitee ist das International Data Application Standard Committee (IDASC), welches das Ziel verfolgt, eine konsistente und technisch vernünftige Entwicklung des EAN/UCC-Systems sicherzustellen.

Seit 1995 besteht für UCC eine formelle Mitgliedschaft im Communication Systems Committee (CSC) der EAN International. Dieses Komitee ist verantwortlich für Pflege und Entwicklung von EANCOM. 1996 gab UCC das erste Release ihrer Global EDI Guides (GEDI) heraus, welche einige EANCOM-Nachrichtentypen mit Schlüsselfunktion für die Nordamerikanische Wirtschaft beschreiben.

1.3  Festlegung der EAN-Ziele

Die Aufgabe der Internationalen Artikelnumerierungsvereinigung EAN und den nationalen Numerierungsorganisationen besteht darin, bei der Festsetzung eines globalen branchenübergreifenden Systems zur Identifikation und Kommunikation von Produkten und Dienstleistungen, eine führende Rolle zu spielen. Das System soll auf einem international anerkannten und wirtschaftlich geführten Standard basieren.

Das Ziel ist die Förderung der Effizienz integrierter Logistik und Zusatznutzen für beteiligte Partner, aber auch für Konsumenten zu ermöglichen.

EAN-Organisationsstruktur

Die Generalversammlung, bei der alle Mitgliederorganisationen Stimmrecht haben, tritt mindestens einmal im Jahr zusammen. Sie legt die EAN-Ziele und -Strategien und die Aktivitätenpläne fest, um die definierte Politik zu erreichen.

Das Management Board, das aus Vertretern von Industrie, Handel und Numerierungsorganisationen besteht, trifft sich mindestens dreimal im Jahr und trägt die Entscheidungen und endgültigen Bewilligungen für alle technischen Angelegenheiten und Veröffentlichungen aus dem Organisationsbereich der Vereinigung.

Das Management Board erhält Unterstützung von den Treffen der Manager der Numerierungsorganisationen, die einmal jährlich stattfinden. Zusätzlich findet durchschnittlich einmal im Jahr ein regionales Treffen der Manager der Numerierungsorganisationen statt, wo technische und andere relevante Themen bezogen auf die Region diskutiert werden.

Spezielle Entscheidungen werden den Expertenarbeitsgruppen anvertraut. Das Technische Komitee beschäftigt sich mit der Entwicklung von Codierungs- und Strichcode-Standards. Das Internationale Daten- und Anwendungsstandardkomitee (IDASC) ist ein gemeinsames Komitee von EAN und UCC, das die globale Kompatibilität der beiden Standards überwacht. Das Communication Systems Committee konzentriert sich auf EDI-Angelegenheiten und im besonderen auf die Entwicklung von EANCOM.

Das Sekretariat ist in Brüssel, Belgien, wo EAN als internationale "Not for profit-Organisation" unter belgischem Recht registriert ist. Die Arbeitssprache ist Englisch.

Mit einigen internationalen Organisationen besteht Zusammenarbeit und in manchen Fällen wurden formale Abkommen geschlossen, wie z. B.:

- Europäische Kommission (EC)

- Automatic Identification Manufacturers Association (AIM)

- Europäisches Komitee für Normung (CEN)

- Internationale Organisation für Normung (ISO)

- Vereinte Nationen, Wirtschaftskommission für Europa (UN/ECE)

- Europäisches Board für EDI-Normung (EBES)

- Panamerikanisches EDIFACT Board (PAEB)

- Asiatisches EDIFACT Board (ASEB)

- Australisches/Neuseeländisches EDIFACT Board (AZEB)

- International Standard Book Numbering (ISBN)

- International Standard Serials Numbering (ISSN)

- Branchen-EDI-Gruppen (z.B. CEFIC, ODETTE, EDIFICE, EMEDI, EDItEUR)

1.4  EAN-Standards

Die EAN-Standards der Internationalen Artikelnumerierungsvereinigung beinhalten:

• Standardidentifikation von Handelseinheiten (Waren- und Dienstleistungen), logistischen Einheiten, Lokationen und Betriebsteilen sowie anderen speziellem Applikationen;

• Standardstrichcodeformate, die die automatische und sichere Erfassung der genormten Idente erlauben;

• Standardzusatzcodes zur strichcodierten Darstellung variabler Daten zusätzlich zur Identifikation in Form von Strichcodes;

• Standardformate für den Geschäftsdatenaustausch von Computer zu Computer im Handels-, Transport- und Finanzbereich.

1.5  Strichcodestandards

EAN spezifiziert Standards zur Darstellung von Identifikationen und zusätzlichen Daten mit Hilfe von Strichcodes. Drei Strichcodesymbologien sind in den EAN-Standards enthalten:

1. EAN/UPC-Symbologie (exklusiv zur Darstellung der Identifikation von Handelseinheiten)

2. Interleaved 2 of 5 (ITF, exklusiv zur Darstellung der Identifikation von Handelseinheiten)

3. UCC/EAN 128 (ein Subset des Code 128, welches die Codierung aller EAN-Identifikationsnummern und Zusatzcodes aus dem ganzen Umfang der UCC/EAN-Datenbezeichner ermöglicht).

1.6  UCC/EAN-Datenbezeichnerstandard in EANCOM

Die UCC/EAN-Datenbezeichner (Application Identifier, AIs) bestehen aus:

• Standardformat und Definition für jedes relevante Datenelement;

• Datenbezeichner, die als Präfix von Datenelementen in strichcodierter Form verwendet werden;

• Eine Strichcode-Symbologie, die speziell für die Codierung der Datenbezeichner reserviert ist: UCC/EAN 128.

Datenbezeichner wurden für den internationalen und intersektoralen Gebrauch entwickelt. Sie erlauben die Codierung von einfachen und generischen Datenelementen in Form von Strichcodes. Dies erlaubt die vollautomatische Datenerfassung und -verarbeitung in Computersystemen.

Die EAN-Standards werden in fünf Hauptanwendungsgebieten verwendet, die im folgenden beschrieben sind. Für jedes Gebiet wird eine Tabelle der wichtigsten Datenbezeichner und eine Anwendungsbeschreibung für jedes Segment, Datenelement und - falls relevant - auch für den Codewert in EANCOM erstellt.

Beachten Sie bitte, daß die Tabellen mit der Absicht erstellt wurden, die Identifikation primärer Informationen und Anwendungsanforderungen zwischen den UCC/EAN-Datenbezeichnern und EANCOM herzustellen. Zusätzliche Informationen zu UCC/EAN-Datenbezeichnern können in besonderen EAN-Spezifikationen nachgelesen werden.

1.6.1  Datenbezeichner in Bezug auf Handelseinheiten

Handelseinheiten sind Güter und Dienstleistungen, für die an jedem Punkt in der Lieferkette Bedarf besteht, spezifische Informationen wiederzufinden. Eine Handelseinheit ist typischerweise jede Einheit, die mit einem Preis versehen ist, bestellt oder berechnet wird.
 

1.6.2  Identifikation logistischer Einheiten

Logistische Einheiten sind physikalische Einheiten, die gebildet wurden für Transport und Lagerung von Gütern jeglicher Art, die in der Lieferkette individuell verfolgt und gefunden werden müssen.
  

1.6.3  Identifikation von Lokationen

Unter Lokationen versteht man alles, was adressiert werden kann, beispielsweise Unternehmen, Abteilungen, Räume, Produktionsstätten, Regale, Lieferorte, EDI-Netzwerkadressen usw.
  

1.6.4  Identifikation von Transportmitteln (inkl. Mehrwegtransportverpackungen)

Im weitesten Sinne sind Transportmittel als etwas definiert, das besessen und nicht gehandelt wird. Diese Definition umfaßt individuelle Transportmittel eines Unternehmens sowie wiederverwendbare Transportmittel, die zum Transport von Produkten zwischen Organisationen genutzt werden können, z. B. Bierkisten, Gasflaschen, Chemiecontainer, Plastikpaletten und Kisten.
  

1.6.5  Andere Applikationen

Dieses Gebiet umfaßt spezielle Anwendungsrichtlinien, die sich mit der Numerierung und symbolischen Kennzeichnung von Gütern befassen, die in den bereits beschriebenen Gebieten nicht enthalten sind. Die beschriebenen Applikationen sind grundsätzlich sehr spezifisch und erfordern eine spezielle Berücksichtigung (z. B. Gutscheine, Rückvergütungen, Dienstleistungszusammenhänge usw.), sind aber darauf ausgerichtet, in einer offenen Umgebung angewendet zu werden.

1.7  EDI-Standards

Viele EAN-Numerierungsorganisationen wurden von ihren Mitgliedsunternehmen angesprochen, ein standardisiertes Kommunikationssystem zu entwickeln, das Telekommunikationserleichterungen beinhaltet und erlaubt, Geschäftsdokumente, wie Bestellungen, Lieferanweisungen, Rechnungen und Produktinformationen, mittels Elektronischem Datenaustausch zu ihren Geschäftspartnern zu senden.

Der internationale EAN-EDI-Standard EANCOM ist das Ergebnis von EDI-Entwicklungen der EAN-Numerierungsorganisationen. 1987 beschloß die Generalversammlung, daß ein internationaler EDI-Standard auf Basis von UN/EDIFACT entwickelt werden sollte. Der internationale EAN-EDI-Standard EANCOM existiert seit 1990. Diese Ausgabe ist das vierte Release des Standards.

1.8  EANCOM Ziel und Strategie

Die EAN International hat sich um Ziel gesetzt, die EAN-Anwender mit einem Standard für die nationale und internationale Kommunikation zu versorgen. Die Numerierungsorganisationen sollen ihren Teilnehmern EANCOM zur Verfügung stellen und sind gefordert, das EANCOM-Verfahren für den nationalen und internationalen Datenaustausch zu empfehlen. Die Strategie der EAN International bezüglich EANCOM ist es, einen EDI-Standard anzubieten, der als integrierter Teil des EAN-Systems voll kompatibel zu UN/EDIFACT ist.

1.9  Das Communication Systems Committee

Die Entwicklung des EANCOM-Standards erfolgt durch das EAN-Communication Systems Committee, deren Mitglieder Experten in technischen EDI-Angelegenheiten sind und Zugang zu den Experten in ihren Numerierungsorganisationen haben.

Das Communications Systems Committee befaßt sich mit folgendem:

1. Versorgung der EAN-Anwender mit einem pragmatischen, branchenübergreifenden EDI-Standard: EANCOM.

2. Um das zu erreichen, definiert sie Standardanwendungsrichtlinien von Standardnachrichten der Vereinten Nationen (UNSMs).

3. Definition solcher Vereinbarungen, primär um die Anforderungen von Anwendern im internationalen Datenaustausch zu erfüllen, aber auch, um den Bedürfnissen nationaler Standards, im Inlandsgebrauch, mit dem internationalen Standard kompatibel zu sein, Rechnung zu tragen.

4. Aufzeichnung der EDIFACT-Entwicklungen und Verwendung der gesammelten Informationen zur Führung der EANCOM-Arbeit.

5. Beeinflussung der EDIFACT-Entwicklungen in den EDIFACT-Arbeitsgruppen, damit die Anforderungen der EAN-Gemeinschaft an EANCOM kompatibel mit den generellen Standards sind. Wenn nötig, entwerfen von UNSMs.

6. Erstellung von erklärender Dokumentation, um die Implementierung von EANCOM-Standards in der EAN-Gemeinschaft zu unterstützen.

7. Entwicklung von klaren und informativen Beschreibungen der EANCOM-Standards, um Bewußtsein für die Standards innerhalb der EAN-Gemeinschaft und bei anderen meinungsbildenden Institutionen, wie Behörden, Netzwerkbetreibern und den Medien zu schaffen.

8. Wenn erforderlich, Unterstützung der Numerierungsorganisationen bei der Koordination von internationalen Datenaustauschpartnern.

9. Vorgabe der EAN-Politik bezüglich der Benutzung von Mehrwertdiensten (VAN) und der Zusammenarbeit mit Netzwerk-Anbietern.

10. Zusammenarbeit mit dem technischen Komitee der EAN, um sicherzustellen, daß die in EANCOM verwendeten Codierungsregeln mit allen Bereichen der EAN-Arbeit übereinstimmen.

© Copyright CCG, Köln 1997